Der Traum und seine Deutung

 

Wir träumen jede Nacht, ob wir uns nun daran erinnern oder nicht. Viele Menschen haben am Morgen das Bedürfnis jemandem erfreut oder kopfschüttelnd zu erzählen, was sie da so wieder zusammen geträumt haben. Und manchmal wachen wir angsterfüllt aus einem Traum auf und freuen uns, dass es "nur" ein Traum war. Denn auch wenn wir denken "Träume sind Schäume" berühren sie uns doch.

Schon vor tausenden von Jahren haben die Menschen versucht, diese Bilder der Nacht für ihr Leben zu deuten und zu nutzen. Man besuchte dazu Menschen mit einer besonderen Gabe. Bereits im alten Ägypten gab es eine hochentwickelte Kunst der Traumdeutung. Berichte davon kann man auf Grabkammern, Tempeln und auf Papyrus gemalten Berichten lesen. Die Griechen und Römer beschäftigten sich damit und auch in China wurden bereits vor 3000 Jahren Träume aufgezeichnet. Eine wahre Fundgrube für Träume ist das alte Testament: Träume galten als göttliche Offenbarungen. Und wahrscheinlich kennt jeder den Traum des Pharao mit den sieben schönen, fetten Kühen und den sieben häßlichen, mageren. Und es war ein Glück für den Pharao und das Land, dass Josef ihn zu deuten wusste.

 

Der erste Mann, der in unserer Zeit bekannt wurde, der sich mit Träumen und ihrer Deutung beschäftigte, war Sigmund Freud, der Begründer der modernen Psychoanalyse. Er beschäftigte sich mit dem Teil des Unterbewussten, das dem Bewusstsein am nächsten lag, mit der Triebschicht. In seinen Therapien fing er an die Träume seiner Patienten zu nutzen und sie zu analysieren. Und seine Erkenntnis daraus war, dass die Menschen hauptsächlich ihre Triebe befriedigen wollen und erkranken, wenn das nicht gelingt.

Ein Schüler Sigmund Freuds, Carl Gustav Jung, setzte seine Forschungen fort und fand hinter der bewusstseinsnahen Triebschicht einen Teil des Unterbewussten , den er das "Persönliche Unterbewusste" nannte. In dieser Schicht sind die Erfahrungen unseres persönliches Lebens gespeichert. Hier finden wir alles, was wir bewusst erlebt haben, aber auch alles, was wir nicht sehen wollten und wir, wie man so schön sagt, unter den Teppich gekehrt haben. C.G. Jung ging aber noch weiter und fand unter diesem Persönlichem Unterbewussten noch eine Großwelt, die er das "Kollektive Unterbewusste" nannte. Diese Welt ist eine Quelle großen Traummaterials. Es wird sichtbar als urtümliches Bild, als archetypisches Symbol. In diesem Bereich ist alles gesammelt, was die Menschheit je erlebt hat. Und über diese unbewusste Schicht sind wir auch mit der ganzen Menschheit aller Zeiten verbunden. Und C.G. Jung wurde klar, dass uns Menschen noch etwas anderes treibt, als die Befriedigung unserer Triebe, nämlich die Suche nach Selbstverwirklichung, herauszufinden wer wir sind und der Drang "ganz" zu werden.

Seit dieser Zeit haben sich viele Menschen mit Träumen und deren Deutung beschäftigt und auch verschiedene Ansätze dazu gefunden.

Träume sind eine Möglichkeit unserer Seele mit uns in Kontakt zu kommen. Sie spricht mit uns in Bildern und Gleichnissen. (Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!) Träume sind der direkte Weg zu unserem Bewusstsein und deshalb sollten wir uns auch um diese Botschaften kümmern. Dazu müssen wir allerdings die Traumsprache, diese Symbolsprache, übersetzen können. Jedes Traumsymbol hat erstmal eine allgemeine Bedeutung. Deutet man aber den Traum eines ganz bestimmten Menschen, dann muss ein Symbol auch seine ganz individuelle Bedeutung bekommen. Nicht jeder Träumer wird nun die Möglichkeit haben sich in die Sprache der Träume auch zu vertiefen, aber wenn ein Sachverhalt unbedingt bewusst gemacht werden soll und wir von einem Traum quasi "verfolgt" werden, dann sollte man schon Hilfe für eine Deutung suchen.

Und auch wenn Sie selbst schon ein begnadeter Traumdeuter sind, ist es trotzdem ganz gut, wenn Sie jemanden zur Hand haben, der sich in dieser Kunst versteht. Denn bei der Deutung der eigenen Träume steht man sich meist selbst im Weg. Ein Traumdeuter, der den Überblick behält und uns mit gezielten Fragen durch unseren Traum führt, ist dann hilfreich. Und wenn wir verstanden haben, was unsere Seele uns sagen will, dann sollten wir dieses Wissen in unser Leben integrieren und es nutzen.


Ich beschäftige mich seit 35 Jahren mit meinen Träumen und mit Traumdeutung. Und ich träume viel und kann mir meine Träume auch gut merken.

Für mich gibt es drei Arten: Träume, die mich wenig interessieren, wo ich das Gefühl habe, da wird etwas verarbeitet. Die vergesse ich gleich wieder. Dann Träume, in denen ich mich irgendwie herumtreibe, sowas wie parallele virtuelle Welten bereise. Und dann die ganz wichtigen: Träume, die mir symbolisch etwas sagen wollen. Diese schreibe ich mir gleich morgens in mein Traumbuch und fange an zu deuten; und zwar Satz für Satz. Und ich habe dadurch schon vieles erfahren, was auf meinem Lebensweg gerade sehr wichtig war. Bei ganz wichtigen Träumen, die mich einfach nicht mehr loslassen, kann es sein, dass ich mich eine ganze Zeit damit beschäftige, bis ich sie verstanden habe. Und manchmal fällt mir nach Jahren noch eine Bedeutung ein und ich kann bereits Erlebtes besser verstehen.